"Zorn der Sonne " von Harald Müller

Cover Zorn

ISBN: 9783750261693
Format: Taschenbuch (Soft- und Hardcover)
Seiten: 392

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Sinthras, Fürst der Sonnenelfen, tritt an, die Erzfeinde seines Volkes nach vielen vergeblichen Versuchen zu besiegen und dadurch seinen Ruhm zu vermehren.
Zum endgültigen Sieg über seine Feinde muss der junge Elfenfürst eine undurchdringbare Sturmwand aus schwarzer Magie zerstören, die seine Erzfeinde zu ihrem Schutz errichtet haben. Fieberhaft sucht Sinthras nach einem Zauber zur Zerstörung der Sturmwand. Die Suche nach dem Zauber führt Sinthras an die Grenzen der bekannten Welt und an seine eigenen Grenzen. Auf der Reise stößt Sinthras auf unbekannte Seiten seiner Herkunft und seiner Vergangenheit, die sein weiteres Leben und das Schicksal des Elfenreiches für immer verändern können. Er gerät in den Zwiespalt zwischen seinen per-sönlichen Belangen und seiner Stellung als Fürst der Sonnenelfen. Zwischen Ruhm und tiefem Fall stellt Sinthras sich zahlreichen Gefahren und Herausforderungen in einer Welt voller Magie, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.
Gelingt es Sinthras, die magische Sturmwand zu durchbrechen und die Feinde in das Elfenreich einzugliedern?
Handelt Sinthras immer richtig, wenn er sich bei der Bewältigung seiner Vergangenheit von seinen Gefühlen leiten lässt?




Leseprobe

Prolog I
Das Wesen war groß und mächtig. Sinthras konnte seine unendliche Kraft förmlich spüren.
Der Simurgh war ein Geschöpf, wie Sinthras es noch nie im Reich des Himmels gesehen hatte. Es streckte seine gigantischen Flügel aus und sah Sinthras mit seinen feurigen dämonenartigen Augen direkt ins Antlitz.
In diesem Augenblick stand Sinthras seinem mächtigsten Gegner gegenüber, einem Dämonen aus einer vergangenen Zeit vor dem Reich des Himmels, als es noch keine Elfen gab – ein Wesen aus uralten und vergessenen Zeiten.

 

Prolog II
Ich bin der Simurgh. Ich bin ein Geschöpf, älter als die Zeit selbst. Ich weilte schon auf der Welt, als es auf der Erde noch keine Elfen gab, lange bevor die Elfen ihr „Reich des Himmels“ gründeten. Wenige haben mich je in meiner wahren Gestalt erblickt. Ich verstecke mich vor den Blicken der Sterblichen und wirke im Verborgenen. Manche Sterbliche halten mich für einen Gott, der das Leben bringt. Göttergleich bin ich, aber bei weitem kein Gott. Manche Völker fürchte mich als einen Dämonen, obwohl ich keiner bin. Ich existierte schon, als die Vorfahren der Elfen, die geflügelten Xian, gerade das Licht der Welt erblickten und ihr Reich gründeten. Ich erlebte die Anfänge der Welt mit. Zeit spielt für mich allenfalls eine untergeordnete Rolle. Ich sah Reiche kommen und untergehen. Ich sah Herrscher aufsteigen und fallen. Doch einen Herrscher werde ich nie vergessen - Sinthras vom Clan der Sonnenelfen. Fast tötete er mich, oder ich ihn? Wer weiß das schon? Ich erzähle euch seine Geschichte, eine Geschichte, wie sie unglaublicher und spannender nicht sein kann - selbst für ein Wesen wie mich, das älter als die Zeit ist.

 

Kapitel 1

Die Wüste von Sirion

Ein Wort ist wie ein Pfeil, der, einmal von der Sehne geschnellt, nicht zurückgehalten werden kann.
(Sinthras, Daiymo der Sonnenelfen)

Sinthras ritt auf seinem Pferd, einem Lu Shu, durch die endlosen Weiten der Wüste von Sirion, der größten Wüste von Neptuna, die Todeswüste genannt wurde. Lu Shu waren keine gewöhnlichen Pferde, schon rein äußerlich nicht. Sie sahen wie Schimmel aus und hatten einen komplett roten Schwanz. Ihr Körper war von Tigerstreifen durchzogen. Solche außergewöhnlichen Pferde galten selbst unter den Elfen als äußerst extravagant. Sein Lu Shu trug Sinthras sicher durch die Wüste. Das Pferd schwebte förmlich über den Wüstensand. Sinthras sah zur Sonne hoch, die gleißend vom Himmel schien.
In diesem entlegenen Teil des Himmelsreiches herrschten die Sonnenelfen, die San faeri. Sie verwalteten ihr Territorium im Namen des Tentos, dem „Kaiser des Himmels“, der über das Reich des Himmels herrschte. Sinthras war ein Fürst, ein sogenannter Daiymo. In der Hierarchie stand er unmittelbar unter dem Tento und seinen Shogunen. Das Herrschaftsgebiet der Sonnenelfen erstreckte sich über die grenzenlosen Weiten der Wüste, die Sinthras jedes Mal aufs Neue faszinierte. Die Wüste wirkte gigantisch, geradezu grotesk und doch so leer. Die Sandflächen nahmen nur einen kleinen Teil der Wüste ein, während der größere Teil aus Geröll und Fels bestand. Ein großer Teil der Todeswüste war wegen der Stürme, die dort wüteten, und wegen der Kreaturen, die dort hausten, noch unerschlossen.
Inmitten der kargen, ungastlichen Wüste hatten die Sonnenelfen ihre Hauptstadt Tenjitsu errichtet, von der aus der Clan der Sonnenelfen sein riesiges Reich regierte. Tenjitsu, was in der Landessprache „Sonnenlicht“ bedeutete, war wie alle anderen größeren Elfenstädte von einer gigantischen Glaskuppel überdacht. Die Stadt, die größte Oase in der Wüste Sirion, war ein wahres Juwel. Aus der Luft betrachtet, wirkte die Stadt wie eine Glaskugel, die in einem gigantischen Sandkasten lag. Nur die obere Hälfte der Kugel schaute aus dem Sandmeer heraus. Wenn Sinthras die Glaskuppel genau betrachtete, konnte er durch das Glas die Stadt erkennen. Sinthras liebte die Wüste über alles. Sie war seine Heimat. In der Gluthitze der Wüste hatte er das Licht der Welt erblickt. Er war ein Kind des Sandes und der Sonne.
Auf seinem Ritt durch die sengende Wüste wurde Sinthras von seinen treuen Samurai, den tapfersten Krieger der Sonnenelfen, begleitet. Der Wind blies ihm heftig ins Gesicht und spielte mit seinen langen blonden Haaren. Ihr Ziel war der „Sturm der Eroberung“, eine Sturmwand, hinter der das Reich der Satane lag. Die Satane, die Wüstengeister oder Dschinns genannt wurden, waren eines der wenigen Völker in der bekannten Welt, die sich dem Reich des Himmels und damit auch der Herrschaft des Tentos widersetzten. Die Satane hatten die Sturmwand, die sich immer an derselben Stelle befand, durch schwarze Magie errichtet. In den Augen von Sinthras war Abbadon, der amtierende Tento, zu tolerant. Die Herrschaft des Kaisers fußte auf Ehre, Tugend und Disziplin, aber es fehlten die nötige Härte und ein gewisses Durchsetzungsvermögen. Im Gegensatz zum Kaiser herrschte Sinthras mit eiserner Faust. Vergehen der Untertanen wurden mit aller Härte und Konsequenz bestraft. Menschliche Sklaven mussten den Elfen dienen und wurden mit aller Strenge behandelt. Abbadon hatte ausgewählten Menschen gewisse Freiheiten gewährt, was für Sinthras nur ein weiteres Zeichen der Schwäche des Tentos darstellte. Die Entscheidungen des Himmelskaisers durften allerdings niemals angezweifelt werden, was hinter vorgehaltener Hand aber oft geschah.
Sinthras war ein Abbild der Samurai und ein Krieger durch und durch. Er versuchte, das Reich der Wüstengeister zu unterwerfen, um sein Ansehen zu steigern und seinen Ruhm zu vergrößern. Er wollte die Schmach und die Schande seines Volkes ein für alle Mal beenden. Den Sandsturmwall hatte er allerdings bislang trotz vieler Versuche nie bezwingen können. Oft war er an dem Wirbelsturm entlang geritten, der ihn jedes Mal zu verhöhnen schien. Doch bisher hatte Sinthras keinen Weg gefunden, den Sturm zu durchdringen und damit ins Reich des Feindes inmitten des sich windenden, tosenden, ewig wehrenden Wirbelsturms vorzustoßen.

Nichts stiftet so viel Schaden wie Zorn,
und nichts bringt mehr Nutzen als Geduld.
(Sinthras zu seinen Samurai)

Seine treuen Krieger waren den Anblick des Sturms schon gewohnt. Sie begleiteten ihn schließlich nicht zum ersten Mal und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal. Sinthras hasste den Augenblick, wenn er wieder einmal machtlos und ohne Erfolg unter den Augen seiner Krieger wie ein räudiger Hund von dannen ziehen musste. Auch dieses Mal stand Sinthras vor der Sturmwand, die sich als tosender, wirbelnder schwarzer Sturm vor ihm wie ein gigantischer schwarzer Riese aufbäumte, der ihn zu verspotten schien. Das Tosen des Sturmes klang wie ein höhnisches Gelächter in seinen Ohren. Sinthras konnte deutlich die schwarze Magie spüren, die dieses unüberwindbare Bollwerk aus tosendem Wind aufrechterhielt. Sie erzeugte eine Gänsehaut an seinen Armen, die sich über seinen ganzen Körper ausbreitete.
Als eine angeborene Fähigkeit konnten alle Elfen Magie fühlen und reagierten darauf besonders empfindlich. Die Pferde seiner Samurai waren durch gelbe magische Schriftzeichen an den Flanken geschützt. Bei Hitze waren die Rappen dadurch widerstandsfähiger und auch schneller. Die Augen der Tiere nahmen durch die Magie eine gelbliche Farbe an, die einen scharfen Kontrast zur pechschwarzen Farbe des Fells bildete. Furcht war diesen Pferden fremd. Jedes andere Tier hätte im Angesicht eines stehenden, tosenden Wirbelsturms panisch die Flucht ergriffen. Doch die stolzen Pferde der Samurai rührten sich nicht, nur ihre Mähnen wehten im Wind wie Sinthras blonde Haare. Das einzige Pferd, das nicht magisch markiert war, war Sinthras Lu Shu. Sinthras tätschelte sein Pferd beiläufig und fuhr mit der Hand durch dessen schneeweiße Mähne.
Sinthras Gesicht war makellos und kantig und verlieh ihm ein beinahe jugendliches Aussehen. Sein Gewand flatterte im Wind. An seinen Seiten trug er zwei Katana, die Schwerter der Elfen. Die Form der Klingen ähnelte der eines Säbels, jedoch war das Griffstück nicht gegen die Schneidenseite gebogen wie beim klassischen Säbel. Die Klingen wurden von Tengus, Bergdämonen in den Nebelgebirgen, aus Sternenmetall geschmiedet und waren durch eingravierte elfische Schriftzeichen magisch verstärkt. Mit diesen Klingen war Sinthras sogar in der Lage, Dämonen zu töten. Heute hoffte er, dass das Blut von Dämonen von seinen Klingen tropfen würde.
Zwischen den Pferden der Samurai stand ein wimmernder Mensch, ein Sklave, Abschaum. Mehr waren Menschen im „Reich des Himmels“ nicht, nur erbärmliche Sklaven. Das Verhältnis zwischen Elfen und Menschen war seit Urzeiten äußerst angespannt. Einst hatten die Elfen das Menschenreich ausgelöscht, die Menschen versklavt und in Ketten gelegt. Die Menschen mussten sich im Reich der Sonne sogar verhüllen, damit die Elfen ihr Antlitz nicht ertragen mussten. Der Name des Menschen, der zwischen den Pferden stand, war Sinthras entfallen. Namen von Sklaven merkte er sich grundsätzlich nicht. Der Sklave behauptete, kein normaler Mensch, sondern ein Zauberer zu sein, der ihm den Weg durch die verhasste Sturmwand bahnen könne. Sinthras wusste, dass der Mensch log. Menschen logen immer. Außerdem wandelten menschliche Magier nicht in aller Offenheit im Reich der Elfen umher. Eine Prophezeiung besagte, dass sich in der Zukunft ein menschlicher König mit Zauberkräften an den Elfen rächen und ihr Reich in den Untergang führen würde. Deshalb wurden alle menschlichen Neugeborenen von den Elfen überprüft. Wenn man Magie als Gabe in ihnen spürte, wurden sie auf der Stelle umgebracht. Alle menschlichen Jungen mit magischen Fähigkeiten wurden grundsätzlich sofort getötet. Sinthras selbst glaubte nicht an die Prophezeiung.
Zwei Samurai, ebenfalls in gelbe Gewänder gehüllt, stiegen von ihren Pferden. An den Handgelenken des Menschen waren eiserne Metallringe angebracht, an die längere Stangen angesetzt waren. Die Samurai packten den Sklaven an den Stangen, die aus Sternenmetall gefertigt waren, und trieben ihn wie ein Stück Vieh vor sich her zur schwarzen tosenden Sturmwand. Dabei gingen sie nicht gerade sanft mit ihm um. Brutal und ohne Rücksicht stießen sie den Menschen vorwärts. Immer wieder stürzte der Mann. Er wurde aber von den Elfen jedoch sofort wieder hochgezogen und weitergezerrt. Sinthras gab seinen Männern ein kurzes Handzeichen und wandte sich mit rauer Stimme an den Mann: „Nun sollst du für deine Lügen bezahlen.“ Eiseskälte schwang in Sinthras Stimme mit. Näher und näher wurde der Mann an die Sturmwand gestoßen. Todesangst stand in seinen Augen. Je näher der Mann dem Sturm kam, umso stärker wehrte er sich wie ein Tier, das in die Ecke gedrängt wurde. Im Todeskampf mobilisierte der Mann seine letzten, noch verbliebenen Kräfte. Aber der Widerstand des Menschen war zwecklos. Der Wind zerrte bereits an den Lumpen, die der Mann auf dem Körper trug. Näher und näher kam der Sklave dem alles vernichtenden Sog. Das Gesicht des Menschen erstarrte augenblicklich. Sein drohendes Ende stand unmittelbar bevor. Der Tod griff bereits mit seiner knöchernen Hand nach ihm. Im Angesicht des Todes resignierte der Mensch. Was hätte er auch sonst in seiner aussichtlosen Situation tun können? Der Tod war ihm gewiss. Nur ein Wunder oder die Götter konnten ihn jetzt noch retten. Aber Wunder gab es nicht, und an Götter glaubte er nicht. Er würde auch nicht in den letzten verbleibenden Minuten seines Lebens damit anfangen.
„Niemand belügt die Herrscher des Himmels.“ Während der Gefangene die Worte vernahm, wurde die Stange, an der sein rechter Arm gefesselt war, langsam in den Sturm gezogen. Die Samurai hielten sie mit aller Macht fest. Die Todesangst verlieh dem Mann gewaltige Kräfte. Er schüttelte die Resignation ab, bäumte sich noch einmal auf und kämpfte um sein erbärmliches Leben. Bei lebendigem Leib wurde ihm die Haut des rechten Arms bis auf die Knochen abgezogen. Unendliche Schmerzen überkamen ihn und drohten ihn zu überwältigen. Er schrie, während seine Augen hervortraten. Vor Höllenqualen platzten die Adern in den blutunterlaufenen Augen. Sinthras hatte selten ein Wesen so entsetzlich heulen hören wie den angeblichen Zauberer, der vor Qualen schrie. Seine Schreie übertönten sogar das Tosen des Sturms.
Ein Sonnenpriester, der in einem dunklen Umhang gehüllt war und eine goldene Maske trug, sprang vom Pferd. Der Sonnenpriester streckte die Hand aus, durch die Magie floss. Dadurch hielt er den Sklaven bei vollem Bewusstsein am Leben und verhinderte, dass der Mann in rettende Ohnmacht fiel. Fratzen und bläuliche Schlieren blitzten bei der Berührung mit dem Blut des Sklaven in der schwarzen Sturmwand auf, eine Manifestation der dunklen Magie – Dämonen, die in dem immerwährenden Sturm schwammen und sich vom Blut ihrer Opfer ernährten. Die Metallspangen aus Sternenstaub begannen, sich langsam aufzulösen. Dadurch war der Sklave dem Dämonensturm ausgeliefert. „Ich dachte, du kennst den Weg durch den Sturm, Mensch. Vielleicht öffnet dein Leben uns ja den Weg.“ Sinthras lachte höhnisch auf. Die Qualen des Mannes bereiteten ihm höchste Genugtuung. Auf ein Zeichen des Sonnenpriesters hin stießen die Samurai den Menschen voll in die Sturmwand, die ihn gierig aufsog wie ein Durstender das Wasser. Sekundenschnell wurde das Fleisch von den Knochen des Menschen gerissen und sein Körper innerhalb eines Wimpernschlages zerfetzt. Die Überreste nahm der Dämonensturm gierig in sich auf. Sinthras hatte genug von dem Schauspiel und wandte sich ab. Der menschliche Zauberer hatte seine gerechte Strafe erhalten
Bevor Sinthras nach Tenjitsu zurückkehren konnte, musste er noch einen dringenden Besuch abstatten, den er nicht aufschieben konnte. Durch seine Späher hatte er erfahren, dass es einen Dämon in der Wüste geben sollte, der die Sturmwand durchbrechen könne oder ein Mittel wüsste, den Dämonensturm zu durchbrechen. Wer konnte den Dämonensturm besser zerschlagen als ein Dämon selbst? Auch als Daiymo erledigte Sinthras seine Aufgaben am liebsten selbst, während andere Daiymos die Arbeit in vielen Fällen ihren Dienern überließen. Sinthras war eben ein Elf der Tat. Sinthras hätte auch Boten zu dem Dämon schicken können, aber die Mission war ihm zu wichtig. Deshalb wollte Sinthras den Dämonen persönlich aufsuchen. Schließlich dürsteten seine Klingen nach Dämonenblut………….

 


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