„Wasser“ von Stefan Jahnke




Wirtschaftsthriller
Paperback,
308 Seiten
Books on Demand, Norderstedt
Dezember 2008
ISBN 978-3-8370-7264-8


Ein Toter treibt in der Elbe. Chef eines angesehenen Verlages in Dresden. Doch bei Polizei und Staatsanwaltschaft ist er längst aus anderen Gründen nur zu gut bekannt. Alles begann mit der Jahrhundertflut in Dresden. In Millionen Euro ist der damalige Schaden für Stadt, Wirtschaft und Staat kaum auszudrücken. Doch ein weitaus größerer Schaden entstand dem Standort Dresden durch den skrupellosen Betrug beim Bezug von Hilfsgeldern. Eben jenen Geldern, die die Wirtschaft nach dem Rückzug des Wassers wieder in Schwung bringen sollten, es jedoch in vielen Fällen nicht taten, sondern einfach in die Taschen von Geldhaien und Betrügern flossen. Manchen kostete diese Art von Kriminalität den guten Ruf, andere das eigene mühevoll aufgebaute und gerettete Unternehmen, den Job und die Zukunft. Einen jedoch das Leben. Wasser kann grausam sein. Doch nie ist es so grausam wie der Mensch, der es missbraucht. Tauchen Sie ein in Stefan Jahnkes Thriller zum größten Fluthilfe-Skandal an der Elbe.



Leseprobe

Prolog (Auszug)

Sie müssen sich das nicht antun. Der liegt sicher schon eine Woche im Wasser und bei mir dreht sich da immer der Magen um!“
Lerchner von der Spurensicherung ist immer sehr mitfühlend. Doch als leitender Ermittler habe ich nun einmal die Pflicht, mir einen genauen Überblick über den Fund und alle eventuell damit im Zusammenhang stehenden Umständen zu machen. Auch auf die Gefahr hin, das Frühstück wieder zu sehen.
Wasserleichen sind wirklich kein schöner Anblick. Ich denke zurück an meine Einsätze bei der Hilfstruppe in Bosnien. Damals 1992.
Aber da war ich abgehärtet, hatte täglich Tod und Leid vor den Augen, konnte den Geschützdonner hören, fand am nächsten Morgen Gesprächspartner vom Vorabend tot in ihren Betten oder auf der Straße. Das stumpfte ab.
Dann die Versetzung hier her. Eigener Wunsch. „Sommer, ich kann Sie verstehen. Lange hält man das nicht durch. Ich wünsche Ihnen viel Glück in Dresden!“ hatte mein Einsatzgruppenleiter damals gemeint.
Zehn Jahre ist das nun her.
Jetzt also Landeshauptstadt. Dresden, Sachsen. Und kaum spektakuläre Fälle. Zumindest bis heute.
Gut. Mal irgendein Familiendrama, eine Bandenabrechnung.
Auch der Fall mit dem verschwundenen Mädchen, dass wir nur tot den Eltern zurück geben konnten.
Aber Wasserleiche?
Zumindest nicht in meinem Zuständigkeitsbereich.

Der Tote – augenscheinlich ein Mann – war am Morgen bei Gohlis angespült worden. Gut einhundert Meter von der Windmühle entfernt. Schönes Ufer.
Jetzt wimmelt es hier nur so von Menschen. Wichtigen Menschen. Menschen im Dienst.
Alle wollten den Fall voran bringen und standen sich vielleicht doch mehr im Wege als dass sie hier wirklich von Nutzen waren.
Aber egal. Es war mein Fall. Der neue Fall. Und der Alte wollte unbedingt bis Mittag einen ersten Bericht. Möglichst wer warum wann und wo ins Wasser gefallen war.
Nun ja, ich bin froh, wenn ich bis dahin zumindest weiß, ob es ein Deutscher ist oder ob die Hauptzuständigkeit zum Stromauf liegenden tschechischen Nachbarn verlagert werden muss.
Frisch ans Werk. Die Leiche wartet. Der Alte auch…
Auf Mitte Fünfzig würde ich ihn schätzen. Auch wenn das bei diesem aufgeschwemmten Körper nicht einfach ist. Aber da kann mir Werner aus der Gerichtsmedizin sicher bald mehr sagen.
Der Anzug… Nun, wenn das kein Designerstück ist… Hat sogar das Wasser gut überstanden und ist trotz der Körperveränderung kaum aufgeplatzt. Krawatte im aktuellen Design, Lederstiefeletten.
Lerchner wedelt mir gerade mit einer Brieftasche vor der Nase herum, dass der Schlamm nur so daraus hervorspritzt.
Prima. Nun ist mein Anzug auch im Eimer.
Aber vielleicht haben wir doch schneller einen Namen als ich dachte. Wäre gut, denn zum Einen muss die Leiche aus der noch ziemlich warmen Septembersonne heraus und zum Anderen gäbe das gleich die ersten Aufschlüsse.

Während die Kollegen von der Gerichtsmedizin zusammen mit dem Bestatter die Leiche abtransportieren versuchen Lerchner und ich mit Gummihandschuhen, Pinzetten und Kleenex einen Ausweis aus der völlig verschlammten Brieftasche des Toten zu ziehen.
Ha… geschafft!
Der Tote ist… Dr. Ralf Schmatz.
Schmatz… Der Name sagt mir etwas… Genau! Verleger. Seit… ja, seit wann gleich? Ah… mir fällt es ein: Seit 2002 in Dresden als Verleger tätig. Er zeichnet verantwortlich für die meisten Publikationen und sonstigen Veröffentlichungen zur Flut und deren historischer Aufbereitung…
Mann… Gerade noch habe ich über ihn in der Zeitung gelesen.
Es soll wohl nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein… damals… nach der Flut… als sein Verlag dann so richtig loslegte.


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