„Teufelsschwur“ von Stefan Jahnke



Cover Teufelsschwur

Cover Teufelsschwur
Mystery-Thriller
Paperback,
518 Seiten in zwei Bänden
AAVAA-Verlag, Berlin
März 2011

Bd. 1: ISBN 978-3-86254-077-8
Bd. 2: ISBN 978-3-86254-249-9

je € 9,95 (Print) / € 6,99 (eBook)





Frühjahr 2010. Eine Wasserhose jagt die alte Rennstrecke hinunter ins Polenztal bei Hohnstein.
Fassungslos finden die Bewohner und Wanderer danach im Tal Unmengen von Gebeinen. Kommissar Zech und sein Team wollen den Fall nur für die Historiker vorbereiten. Doch plötzlich liegt am Eingang des Riesengrundes die Leiche eines jungen Mannes.
Ermittlungen beginnen. Gibt es Zusammenhänge mit dem ehemaligen Gefangenenlager Schwalbe III aus dem Zweiten Weltkrieg, oder ist das alles noch viel verworrener? Einen Schwur soll es gegeben haben. In den alten Büchern wird von Entführungen und mysteriösen Todesfällen berichtet. Und dann ist da noch die Teufelsbrücke am Hockstein. Wer baute sie, was besagt ihr Name? Und warum haben zwei Familien aus Hohnstein über Jahrhunderte hinweg immer nur einen Sohn?
Nichts scheint ins Puzzle des Falles zu passen. Selbst als Petra, Zechs Frau, entführt wird, bleibt alles unklar. Ergibt sich ein Bild, wenn man die alten Herren von Hohnstein, Berka von der Duba, genannt ‚die Birken’, einbezieht? Was will man im Ort mit allen Mitteln verbergen?



Leseprobe

Prolog

"Das kann doch wohl nicht…!"
Grinsend sehe ich zu, wie Keller versucht, seine italienischen Schuhe aus dem Schlammloch neben dem Dienst-Audi zu ziehen. Unschlüssig und geschockt schaut er auf das, was der Regen der letzten Tage und die Wassermassen hier im Tal mit seinem Hosenbein und dem edlen Leder angerichtet haben.
"Lachen Sie nicht, Zech. Das ist gar nicht lustig!"
Ich wende mich ab, versuche, die Kollegen zu entdecken. Irgendwo hier, meinte Knauber, soll der Fundort sein. Ich glaube nicht an das Gerede von einem Massengrab. Sicher übertrieb hier ein Kneipenwirt. Kommt in letzter Zeit öfter vor. Erhofft sich vielleicht ein paar Mehreinnahmen und genügend Touristen. Zu üppig wird sein Geschäft in diesem Tal an der alten Rennstrecke auch nicht laufen.
Da ist Friedrich. Ganz in Outdoorklamotten gekleidet, scheint er sich am besten auf die Gegend eingestellt zu haben. Dafür ist er der Älteste von uns.
In meinen ersten Jahren bei der Polizei musste ich mal eine Kontrolle im Tal mitmachen. Irgendwelche Jugendliche hatten den dringenden Wunsch, sich trotz strikter Verbote auf diesen Serpentinen von Hohnstein totfahren zu wollen. Zum Glück konnten wir sie an einer der vielen zum Selbstschutz installierten Schikanen ausbremsen, das Schlimmste verhindern. Aber eingesehen… nein, eingesehen haben sie es nicht.
Heute sind wir aus anderem Grund hier.
"Wer hat was gefunden?"
Keller scheint über die ersten Schrecksekunden hinweg zu sein. Was mischt er sich ein? Die Ermittlungen haben kaum begonnen? Nichts zu tun in seinem Ministerium? Nun, ich kann verstehen, dass er lieber an der frischen Luft in der freien Wildbahn…
Friedrich gibt uns einen ersten Überblick.
"Wolf, der Wirt von der Mühle, der wollte heute nur nach seinem fortgeschwemmten Moped suchen. Das Wasser kam mit voller Wucht und er hatte gestern nicht einmal mehr die Zeit, seine Stühle und Tische in Sicherheit zu bringen. Selbst sein Auto scheint Schrott zu sein. Schlammschrott sozusagen. Aber was er dann am alten Wehr fand, das hat ihn nachher ziemlich fertig gemacht."
Wir laufen durch das Tal, weg von der Mühle. Dahin, wo die alte Rennstrecke auf die S165, die Straße zwischen Hocksteinschänke und Hohnstein, trifft. Ein Umspannhäuschen kommt in Sicht. Natürlich auch das Wehr. Nach dem ersten Bericht glaube ich jede Menge Knochen zu erkennen. Trugschluss?
Der Verkehr braust an uns vorbei. Wir gehen nahe der Leitplanken hinüber zum Findling, auf dem man das Wappen des Nationalparks anbrachte. Schwarzes Blech. Soll das ein Wappen sein? Wohl eher ein Logo? Keine Ahnung. Ganz nebenbei wundere ich mich, wie viel Dreck hier mitten in der Kernzone am Straßenrand liegen darf.
Man erkennt deutlich, dass ein Weg neben dem kleinen Bach aus dem Tal kommt. Dies alles ist mit einem dicken Holzgeländer kaum zugänglich gemacht.
"Ja, der Weg wurde gesperrt. Dem Nationalpark fehlt wohl das Geld für die Sanierung. Muss Jahre so aussehen!"
Jahre… und warum sind wir dann heute hier?
"Ja, gleich da drüben, wo das Wasser unter der Straße hindurch will… dort am Hang. Da muss das Wasser heute Nacht voll gegen gedonnert sein."
Ich entdecke im Schlamm Umrisse eines Mopeds. Vielleicht das vom Wirt? Nein, keine Zeit für solche Gedanken. Da ist noch mehr. Ein Schädel. Zwei gar. Zumindest sehen diese bleich schimmernden Kugeln nicht wie überdimensionale Bofiste aus.
"Nicht nur diese beiden. Da liegen auch noch ein paar Knochen im Schlamm. Aber… und darum ist Knauber nicht hier… scheint hier nicht der Ort zu sein, wo die schon ein paar Jahre liegen. Dazu müssen wir…"
Mein Handy klingelt. Staatsanwalt Wehner! In gewisser Weise mein Chef. Ich sollte ihn nicht zu lange warten lassen.
"Sagen Sie, wo sind Sie denn? Ich versuche schon den ganzen Vormittag…"
Ich gebe ihm einen kurzen Überblick. Und nebenbei denke ich an diese Buttergeschichte… Jeder berichtet Weniger und Mehr. Und irgendwann erkennt man dann nichts mehr. Ich höre ein wütendes Schnaufen.
"Wenn einer auch nur einen Finger an die Knochen…"
Knauber. Sollte der nicht…?
"Nein, da hinten habe ich erst einmal nur gesichert. Müssen an die zwanzig Skelette sein. Oder mehr. Alt. Zumindest was ich sehen konnte. Nun brauch' ich auch hier einen Überblick…"
Soll er. Ich bin nicht wild auf die ganze Geschichte. Nicht mein Ressort. Auch wenn ich mich für ‚aktuelle Fälle mit historischem Hintergrund' interessiere. Ist vielleicht ein ehemaliger Friedhof, ein altes Schlachtfeld. Keine Ahnung. Zumindest nichts für einen Hauptkommissar. Geschichte. Eben ein netter Ausflug.
"Warten Sie doch mal, Zech!"
Keller. Wenn der… ja, wenn der sich einmischt, hat er meist schon seine Ahnungen. Manchmal sogar mehr Informationen. Ist mir soundso ein Rätsel, woher der alles erfährt… gerade jetzt fernab des Präsidiums, im Ministerium eben.
"Sie sehen das zu oberflächlich. Ist doch kein Zufall, dass…"
Ich will nichts wissen von seinen ewigen Erklärungen. Natürlich höre ich zu. Vermutungen, was hier einst geschah. Aber… ist nun mal kein aktueller Fall.
"Doch, Zech. Heute… heute sind die Skelette aufgetaucht. Aktuell… Sie verstehen?"
So dringend brauche ich sicher keine neuen Akten auf meinem Schreibtisch. Und wenn ich daran denke, dass Petra mit Kuno zuhause sitzt, sich wundert, warum ich in aller Herrgottsfrühe losfuhr und sie nicht einmal einen Wecker oder ein Telefon hörte… Klar. Ich hatte Durst… und wenn da gerade das Handy… Egal. Ich muss mich hier irgendwie rausstehlen… Während ich noch eine wegwerfende Handbewegung mache, Keller mir ziemlich frustriert hinterher sieht und Knauber scheinbar gute Laune bekommt, als ich das Signal zum Abbruch gebe, kommt ein dunkler Kleintransporter den Wartenberg von der Hocksteinschänke herunter und hält, als Knauber dem Fahrer winkt. Fast aus den Augenwinkeln sehe ich die kleine Aufschrift in weiß-gold auf der Tür. ‚Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.'. Was machen die denn hier? Und wieso weiß Knauber, dass die kommen?
"Hören Sie mal, Zech, das ist doch einfach. Ich habe schon vor einer reichlichen Stunde überschlagen. Niemand in ganz Deutschland hat für zwanzig und mehr Skelette Särge auf Lager. Außer… ja, außer dieser Verein. Und in einem Stück bekommen wir die auch nicht aus dem Schlamm."
Hmm… für eine Stunde sind die wirklich schnell…
"Nein, das geht auch in Ordnung. Die graben gerade bei Bad Schandau. Wo man die Opfer von diesem Lager vermutet… Sie wissen schon… Schwalbe III, das Außenlager von Flossenburg. Da streiten sich doch die Geister. Und wenn die schon einmal hier… na ja, dann können die uns auch mit den Zinkschachteln helfen, oder?" Wenn man eine Definition für ‚makaber' braucht, sollte man sich zumindest Knauber vormerken. Was heißt hier eigentlich ‚gut zwanzig Skelette und mehr'? Das waren doch nicht etwa…? Nein, ich will es gar nicht wissen. Und doch muss ich etwas in den Einsatzbericht schreiben.
Missmutig und nicht unbedingt erfreut über den Blick von Keller laufe ich noch einmal die Rennstrecke hinauf zur Mühle. Wenn dort diese Mengen von Knochen… dann ist das ja ein ganzes Feld. Knochenfeld… mich schaudert bei dem Gedanken.
Während ich die Straße unter die Sohlen nehme, sehe ich einen PKW nach dem anderen auf mich zukommen. Verflixt aber auch. Hat denn niemand die Straßen abgesperrt? Ich rufe Max an, der sich sonst mit diesen Dingen beschäftigt. Friedrich schaut auch ein wenig schuldbewusst, als ich an unserem kleinen und etwas erhöhten Parkplatz vorbei komme und er gerade ein Rentnerpaar darauf hinweißt, dass sie heute hier nicht parken dürfen, den Grund und das Tal verlassen müssen. Natürlich sind die damit nicht einverstanden, wehren sich mehr als nur mit Worten. Aber geflissentlich übersieht mein geübter Kollege die Handbewegungen. Wenn wir jede dieser Gesten gleich als eine Beleidigung auffassen würden, hätte wohl kein Gericht in Sachsen genügend Zeit, sich um die eigentlich wichtigen Fälle zu kümmern.
Max wirkt genervt.
"Sag mal, wo bist Du überhaupt? Wir sind hier und reden auf Keller ein, dass uns das nichts angeht und Du machst nicht einmal die Straßen dicht!"
Er meint, dass er im Frühjahr und mitten in der Woche bei den vielen Wolken und den noch recht ungemütlichen Temperaturen nicht mit Wanderern rechnet.
"Da kennst Du die aber schlecht. Gerade fangen die an, uns zu nerven!"
Und ich sehe wohlwollend, wie er mit seiner mobilen und viel zu teuren Einsatzzentrale ins Tal rollt. Ist ja nicht zu übersehen, der Wagen! Na, dann werden sich in den nächsten Tagen wieder einmal alle im Landkreis die Mäuler zerfetzen, dass die Polizei die Rennstrecke neulich zugemacht hat. … Tut nichts zur Sache.
Die Rentner sind weg. Sicher versuchen sie nun, nach Hohnstein zu kommen und in einer guten Stunde stehen sie dann irgendwo am Hang, schauen uns bei der Arbeit zu. Wenn wir überhaupt noch so lange hier sind. Abwarten…. Natürlich sind wir noch… Knauber zumindest… mit den Zinksärgen! Zinksärge… Kriegsgräberfürsorge… Ich zücke meine kleine Kommunikationszentrale und rufe zuhause an.
"Nein, da ist mir nichts bekannt. Aber frag doch mal Hauber. Der hat eine ganze Menge Unterlagen über die Zeit gesichtet. Macht ihm zwar nie so richtig Spaß, denn er meint, wenn keine Ritter dabei sind, ist das auch keine Geschichte. Aber sichten tut er es dann doch immer. Und seine Berichte… die hat er fast alle im Kopf!"
Wie komme ich nun wieder darauf? Knauber und diese Schwalbe. Flossenburg. Das alte KZ. Ja, hatte ich nicht neulich erst in der Zeitung gelesen, dass man Schwalbe, das Außenlager, nicht bei Schandau, sondern eher bei Hohnstein vermutet? Kann sein. Aber… soll das die Erklärung sein? Mache ich es mir wieder zu einfach? Und wenn es so wäre… was sucht dann Keller hier? Oder besser… warum sollte er sich um eine Sache aus dem Dritten Reich kümmern, wo er doch eher auf die ganz alten Dinge steht… besonders, wenn er damit noch ein wenig höher stolpern kann? Wäre nett, wenn er mal mit mir reden würde.
"Nein, Zech… ich will Sie und Ihren Spürsinn nicht beeinflussen. Wenn Sie was herausfinden… wer weiß auf welchem Stuhl Sie dann zu Weihnachten sitzen?!"
Weihnachten… wir hatten gerade erst Ostern. Kaum einen Fall her!
Ich muss grinsen. Nein, man lacht nicht über seinen Chef. Auch nicht über eine Aufgabe, die vielleicht doch noch interessant wird…
Hauber ist da. Nicht hier. In Leipzig. Wie immer. Wo denn sonst. Er meint, er käme eh' nur hinter seinen staubigen Akten vor, wenn ich ihn wieder einmal hole. Oder eben, wenn er zu Judith und Petra in die Landesbibliothek muss. Aber da Petra nun nicht da ist… hmm… kommt er meines Wissens nach sogar noch lieber. Eben wegen Judith. Aber da steht mir… nein, ich urteile nicht!
"Schwalbe… ja, Schwalbe III. Die sollten bei Porschdorf einen Stollen anlegen, eine Höhlenanlage gar. Waren kurz bei Hohnstein untergebracht. Da sind die Informationen verdammt dünn. Muss ein hochgeheimes Projekt gewesen sein. Nicht der Stollen. Eher dieses zweite Lager der Gefangenen. Hab ich nie verstanden. Ich fand aber eine ganze Menge Akten zu Porschdorf und ein paar vage Notizen über Schwalbe III. Soll ich die Ihnen…?"
Natürlich soll er. Ich will die Sache an die Historiker übergeben, Keller sagen, dass er sich geirrt hat. War bisher kaum möglich.
Friedrich übernimmt vor Ort. Ich werfe zumindest noch einen Blick auf das Knochenfeld, was sich durch das Hochwasser der letzten Nacht geöffnet hat. Eher Wasserhose. Mich schaudert. Waren am Wehr nur zwei Schädel, die man mit ein wenig Übung verdrängen konnte, so sehe ich jetzt mehr oder weniger geordnet eine ganze Menge Gebeine. Irgendwann, vor Jahren wohl, hab ich einen Schlachthof besucht. Man munkelte, dass es der größte und modernste in Europa sein sollte. Und als ich dort, mein kriminalistischer Spürsinn ließ mich wohl dahin finden, diese Container voller zur nächsten Seiferei abzutransportierenden Knochen fand, war das irgendwie ein furchtbares Gefühl. Jetzt jedoch denke ich kaum an damals. Vielmehr an Menschen, die irgendwann hier umkamen. Aus was für Gründen auch immer. Oder sollten die nur verscharrt, der Welt entzogen, versteckt werden. Können das wirklich Überbleibsel jenes Lagers sein? Schwalbe… wie friedlich das klingt. Schwalben fliegen tief, zeigen das Wetter an, wenn sie den entsprechenden Luftdruck spüren. Und hier? War das auch eine Anzeige, ein Druck, ein Hinweis?
Als ich vor dem ‚Feld', der Wiese stehe, nahe der Polenz, die dahinter in ihrem Bett so tut, als wenn sie zu Überschwemmungen wie in der letzten Nacht nicht fähig wäre, kommt Knauber. Schon wieder.
"Ja, ja, ja Zech, ich will zumindest eine grobe Bestimmung vor Ort machen. Dann haben wir eventuell noch einen Hinweis auf die Jahre. Zumindest das Jahrzehnt."
Ich lasse ihm seinen Willen. Kann mir nur gegen Keller helfen.


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Teufelsschwur - Band 2