"Sind wir noch normal?" von S. Rehschuh und S. Holstein




esoterischer Ratgeber
Softcover
152 Seiten
Oktober 2010
ISBN: 978-3868508437


Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Sie Dinge wahrnehmen, die andere nicht hören, riechen, fühlen oder gar sehen? Oder kennen Sie jemanden, dem es öfters mal so ergeht und verstehen nicht, wieso derjenige oft so seltsam ist? Vielleicht sitzt bei Ihnen daheim oder in der Schule ein Kind, das von Dingen erzählt, die Sie nicht nachvollziehen können?
Dann ist dieses Buch genau das richtige für Sie!
Angelika Meinhard und Nora S. Bach versuchen mit Beispielen und Ratschlägen allen ein Verständnis zu vermitteln, die an sich selbst oder ihren Mitmenschen zweifeln, nur weil sie anders sind …
Ihr Resumé zum Titel: Ja, wir sind normal!



Leseprobe

6:00 Uhr morgens. Dienstbeginn im Krankenhaus. Rasch wurde die Übergabe vollzogen, dann teilten sich die Schwestern auf. Ein Blick auf den Bettenplan zeigte mir, welche Patienten bei der alltäglichen Morgentoilette Hilfe brauchten.
Der größte Teil der Namen sagte mir nichts, da ich zuvor einige Tage frei gehabt hatte.
Dennoch sah ich immer wieder auf Zimmernummer zwei. Keine der drei Frauen war mir bekannt.
Langsam begann die Tafel zu kreisen. Der oben stehende Name drang tiefer in mein Bewusstsein, leuchtete dort wie in neonfarbenen Buchstaben, und ließ mich alles andere vergessen.
Automatisch griff ich nach einer Waschschüssel, öffnete die Tür zum Patientenzimmer und ließ ein fröhliches „Guten Morgen“ erklingen. Zwei der Frauen antworteten mir. Vom Plan her wusste ich, dass sie „Aufsteher“ waren, meine Unterstützung also nicht benötigten. Ich trat an ihnen vorbei und trat an das letzte Bett heran.
Obwohl die Deckenlampe eingeschaltet, erschien es mir, als ob es hier dunkler war. Eine leichte Gänsehaut überzog sogleich meinen Körper, als ich auf die Frau vor mir schaute. Bleich war sie, das Gesicht eingefallen, die Augen geschlossen. Ich stellte die Waschschüssel zur Seite und nahm mir ihre Akte zur Hand. Frau M. War 83 Jahre alt. Was ihr fehlte, war unbekannt. Gut ein Jahr lebte sie in einem Heim und seither ging es „bergab“.
Laut den Aufzeichnungen sprach sie nicht mehr und reagierte auf keinerlei Reize. Die Unterlagen ließ ich sinken und trat an sie heran. Vorsichtig strich ich über ihre Hand. Trocken und rissig fühlte sich diese an. Sie tat mir leid. Niemand hatte Zeit, sich intensiv um sie zu kümmern. Und sie würde unbemerkt sterben.
Halt! Unbemerkt sterben? Tränen schossen mir in die Augen. Ich verspürte eine Traurigkeit und damit das sichere Wissen über das bevorstehende Ableben. Aber warum?
Ihre vitalen Werte waren gut. Nichts deutete daraufhin, dass sie „gehen“ würde. Und doch war es so sicher, als hätte der Tod bereits seine kalten Finger nach ihr ausgestreckt.
Behutsam strich ich mit der anderen Hand über ihr Gesicht.
Frau M. öffnete die Augen! Weit in die Höhlen waren sie zurück getreten … und doch so klar. Sie hob zitternd ihre Hand und streichelte mir über den Unterarm.
Ihre Stimme bebte, als sie sprach: „Kindchen, erspare dir die Arbeit. Meine Zeit ist abgelaufen. Aber bitte: Lass mich nicht allein.“ Eine einzelne Träne war zu erkennen.
Stumm nickte ich, stand kurz auf und gab meiner Kollegin Bescheid. Da wir an diesem Tag gut besetzt waren und ich nur eine Schülerin, hatte auch niemand etwas dagegen, dass ich bei ihr blieb.
Es muss gesagt sein, dass dies leider nicht selbstverständlich ist! Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich neben Frau M. - längst hatte sie ihre Augen wieder geschlossen. Dennoch tastete sie nach meiner Hand. Bereitwillig ergriff ich sie. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Minuten lang waren wir so schweigend verbunden.
Ihre Lippen bebten. Mit etwas Wasser feuchtete ich sie an.
„Ich habe keine Angst“, erklärte sie mit geschlossenen Augen. „Ich kann es sehen.“ Zaghaft fragte ich nach. Ein ersticktes Lachen erklang. „Na, deine Flügel. Du bist einer der wenigen Menschen, die die Fähigkeit besitzen, uns ins Licht zuführen.“
Verdutzt schaute ich auf sie hinab. Wie hatte sie das gemeint? Waren es die Worte einer verwirrten, sterbenden Frau? Ich horchte in mich hinein. Sie sprach die Wahrheit, wurde mir schlagartig bewusst. Ich musste erkennen, dass ich diese Fähigkeit bereits viele Jahre besaß. Angefangen von Nah–Tod-Erlebnissen, bis zum Vorahnen des Sterbens (beides wird noch an entsprechender Stelle berichtet). Und die Tatsache, dass die Patienten scheinbar auf meinen Dienst „warteten“, bis sie starben.
Während ich darüber nachdachte, fiel mir nicht auf, dass ihre Hand in Meiner erschlafft war.
Erst, als ich auf ihr Gesicht sah und das Lächeln wahrnahm, wusste ich: Sie war gegangen.
Vorsichtig tastete ich nach ihrem Hals, um den Puls zu suchen. Doch kein zartes Klopfen war mehr an meinen Fingerspitzen zu verspüren. Ich ließ ihre Hand nieder sinken, stand auf und öffnete das Fenster, in der Hoffnung, sie würde den Weg finden.


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Sind wir noch normal?: Ein Blick in das Jenseits