"Unsere liebenswerte Familie - Teil 3 " von Bianka Kitzke



Cover familie
...Adelsliebe (3. Teil der Familientrilogie)


Liebesroman
Taschenbuch
199 Seiten
AAVAA- Verlag
ISBN: 978-8459-1002-4



Wiedersehen macht Freude
Bei den Vorbereitungen zu einer Fotoserie trifft Conrad seinen ehemaligen besten Freund Marvin wieder. Die anfängliche Freude ist groß, doch dann sieht Conrad Marvins Begleitung - es verschlägt ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache.
Vor ihm steht Adelina, seine erste und einzig große Liebe. Als die beiden ihm mittielen, dass sie gemeinsam an dieser Fotoserie arbeiten würden, dies aber nicht der einzige Grund für ihre Rückkehr war, wird Conrad neugierig.

Würde er nun endlich erfahren, warum Adelina ihn vor JAhren verlassen hatte?





Leseprobe

Conrad Baxter traute seinen Augen kaum, als er aus dem Fotofachgeschäft trat und sein Blick auf die andere Straßenseite ging. Wüsste er es nicht besser, würde er sagen dort stand sein ehemals bester Freund Marvin Stiefels und telefonierte. Conrad ging einen weiteren Schritt auf die Straße zu und sah wie gebannt auf den Mann.
Das konnte doch nicht sein?
Conrad hatte Marvin seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. Und nun soll er plötzlich wie aus dem nichts wieder in der Stadt sein? Conrad fing an, an sich zu zweifeln. Er schüttelte kurz den Kopf und blinzelte, doch als sein Blick erneut auf die gegenüberliegende Straßenseite ging, war der Mann weg.
Conrad drehte sich zu allen Seiten, doch er war wirklich weg.
Konnte es wirklich sein, dass er sich es eingebildet hatte, Marvin zu sehen?
Nein! Immerhin war er vor zehn Jahren einfach aus seinem Leben verschwunden, nachdem er mit seiner damaligen Freundin Nicole zusammengezogen war. Marvin war von Anfang an gegen seine Beziehung zu Nicole. Doch seit Adelina ihn verlassen hatte, konnte er von keiner Frau genug bekommen.
Adelina – lange hatte er nicht an sie gedacht und nun war sie plötzlich wieder in seinem Kopf. Zehn oder elf lange Jahre hatte er sie weggeschlossen. Keinen einzigen Gedanken an die schönen Stunden mit ihr hatte er verschwendet … oder an den Schmerz, den sie ihm zugefügt hatte … und nun?
Conrad wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als ein vorbeifahrendes Auto ihm hupte. Er erwachte aus seiner Träumerei und sah dem Wagen nach der in eine Parkbucht einbog.
„Conrad! – Junge. Was tust du hier? Ah ich sehe schon. Du hast dir eine neue Kamera zugelegt. Schön … Komm her, gib deiner Mutter ein Küsschen“.
„Hallo Mutter“, sagte Conrad und küsste sie auf die Wange, „Schön dich zu sehen. Was tust du hier?“
„Ich? Ähm … ich gehe essen“.
„Essen? Mit wem?“
Doch kaum hatte er gefragt, kam die besagte Person auch schon um die Ecke.
„Mit einem Bekannten! Nicolas darf ich dir meinen Sohn vorstellen? Das ist Conrad. Der Mittlere … die anderen beiden lernst du sicher auch noch kennen - irgendwann“.
Conrad konnte nichts sagen. Er starrte den Mann einfach nur an.
Nicht dass er was dagegen gehabt hätte, wenn sich seine Mutter mit einem anderen Mann traf. Sein Vater saß im Knast und die Scheidung lief. Was ihn jedoch störte, war das seine Mutter vor Kurzem 56 Jahre alt geworden, und wenn Conrad sich nicht täuschte, war dieser Mann gerade mal 40 Jahre. Wenn´s hochkam?
„Schatz entschuldige uns bitte. Wir haben einen Tisch reserviert …“, sagte Clarissa und schob Nicolas etwas weiter, „… und mach den Mund zu. Es ist ja peinlich, wie du den Mann anstarrst“,
„Mutter?“
„Wir reden morgen. Kommt doch morgen zum Lunch!“
Clarissa küsste ihn noch rasch und trippelte dann in ihren hohen Hacken davon, während Conrad ihnen nachschaute.
„Das muss ich den Jungs erzählen. Das glaubt mir kein Mensch“, brummte er vor sich hin und begab sich zu seinem Wagen.
Charlie und Chris wunderten sich ein wenig, als Conrad mit einem breiten Grinsen zu ihnen kam. In der Hand hielt er seine neue Spiegelreflexkamera und einen wunderschönen Strauß Blumen.
„Was grinst du denn so?“
„Erzähl ich dir später. Lass mich erst mal deiner bezaubernden Frau zum Geburtstag gratulieren“.
Conrad lief auf Nora zu, die hochschwanger in einem Stuhl saß und sich mit ihrer zukünftigen Schwägerin Mareike unterhielt. Sein Bruder Charlie und sie würden in wenigen Wochen heiraten. Nachdem er sie aus den Fängen von Punks gerettet hatte und sie ihr gemeinsames Baby verloren hatten, wusste er das er sie nie mehr loslassen könnte. Charlie hatte sich zwar schon bei ihrem ersten Zusammentreffen in sie verliebt gehabt – da konnte er seinen Brüdern auch noch so viel Gegenteiliges erzählen. Conrad konnte es nicht leugnen, dass auch er ein Auge auf Mareike geworfen hatte. Da er dachte, seinen Bruder zu kennen. Doch er sollte sich täuschen! Charlie hatte früher reihenweise Frauen vernascht, doch als er Mareike traf, war er schlichtweg verändert. Was auch im Zusammenhang mit seiner Vergangenheit stand. Chris hatte Conrad zwar erzählt und bekundet, dass wenn Charlie eine Freundin hatte, er immer treu war … doch Conrad stieß das sauer auf. Vielleicht lag es auch daran, das er auch endlich wieder glücklich sein wollte.
„Nora … Liebes“, rief er als er bei seinem Bruder ankam, und Nora versuchte aufzustehen. Conrad jedoch hielt sie zurück.
„Ich wünsche dir alles Liebe zum Geburtstag“.
„Oh danke Conrad. Die Blumen sind wirklich wunderschön. Würdest du sie bitte Chris geben. Er soll sie ins Wasser stellen“.
„Aber das ich doch tun“, sagte Mareike.
„Nein … du bleibst sitzen. Immerhin bist du mein Gast und Chris der Herr des Hauses. Außerdem kann er ruhig seinen knackigen Arsch bewegen“.
Mareike fing an zu kichern und die Männer wurden hellhörig.
„Was?“
„Nichts … alles ok“, bekundete Nora und wandte sich wieder an Mareike, „Du glaubst nicht, wie ich mich nach Chris verzehre, seit ich schwanger bin. Ich werde noch verrückt, wenn ich ihn nicht bald wieder für mich haben kann“.
Conrad grinste, sagte jedoch nichts, bevor er sich zu seinen Brüdern gesellte. Er drückte Chris den Strauß Blumen und die Hand und wandte sich zu einem Gespräch an seinen kleineren Bruder.
„Hey, was soll ich mit dem Heu?“
„Das ist kein Heu. Das sind Blumen. Deine bezaubernde Frau sagte du sollst sie ins Wasser stellen.“
Chris bedachte ihm mit einem eifersüchtigen Seitenblick. Er und Nora waren nun schon eine ganze Weile verheiratet, doch das Feuer loderte noch wie am ersten Tag. Bei jeder passenden Gelegenheit küsste er sie oder tätschelte ihr den Hintern. Und auch Charlie vergötterte seine Freundin. Er wachte über sie wie ein wildes Tier.
„Nora? Schatz? Was soll ich damit?“, fragte er und hielt die Blumen fragend hoch.
„Stell sie ins Wasser und dann bringst du, bitte noch was zu trinken. Immerhin bist du der Gastgeber dieser Party.“
Just in diesem Moment kam seine jüngste Tochter Emily, an ihm vorbeigerannt.
„Süße! Stopp! Tust du deinem Daddy einen Gefallen?“
„Warum?“
„Vielleicht weil du mich lieb hast!“
„Hmm!“, brummte sie und sah ihren Vater an
„Bring diese Blumen doch bitte Fred. Er ist im Haus und sag ihm er soll die Blumen ins Wasser stellen.“
„Ok“, antwortete die Kleine und wollte gerade die Blumen nehmen, als sie abrupt abgelenkt wurde. Und zwar von Joshua, Noras Bruder. Die Kleine war so schnell weg, wie sie kam. Und Joshua hatte auch Blumen. Also blieb Chris nichts anderes übrig als die Blumen selber ins Wasser zu stellen.
„Oh Mann“, maulte Chris. „Ich hasse Blumen“.
Die Party war ein voller Erfolg. Jeder hatte seinen Spaß. Es wurde gelacht. Nach dem Essen saßen alle noch gemeinsam im Wohnzimmer. Die Kinder spielten entweder in ihren Zimmer, lasen ein Buch oder lernten.
Gerade als der Abend am gemütlichsten zu werden schien, verabschiedete sich Joshua mit der Begründung er sei müde und wolle ins Bett.
Nora sah ihren Bruder etwas verwirrt an. Sie kannte ihn und wusste, dass er niemals jetzt schon schlafen gehen wollte! Chris wusste das auch und fragte ihm direkt beim Hinausgehen.
„Na schön … ich möchte mich noch ein wenig amüsieren gehen“.
Chris lächelte seinen Schwager an, wünschte ihm viel Vergnügen und viel Erfolg. Er wusste, wo man sich richtig amüsierte, und hatte Joshua die Adresse einer der besten Klubs gegeben. Es sah so aus, als ob sein Schwager seinen Rat befolgen würde.
„Leute das habe ich euch noch gar nicht erzählt. Ich habe heute, als ich meine Kamera gekauft habe unsere Mutter gesehen“, sagte Conrad als Chris sich wieder zu ihnen gesellt hatte. Er nahm neben Nora Platz und legte seine Hand automatisch auf ihren dicken Bauch, in dem sein Baby schlief.
„Das ist nichts Neues. Die sehe ich öfter“.
„Nein. Sie war nicht allein. Sie hatte einen Mann bei sich. Einen Jüngeren! Und sie waren Essen.“
Charlie sah seinen Bruder besorgt an.
„Wie viel hast du heute schon getrunken?“, fragte er ihn. „Du spinnst ja.“
Mareike lehnte sich wieder an ihren Verlobten und küsste seinen Hals.
„Nein, ehrlich. Ich lern ihn morgen beim Lunch kennen.“
„Hast du auch eine Einladung?“, fragte Chris seinen Bruder, „Charlie?“
„Was … alles ok! … Was wolltest du wissen?“ antwortete er, als er aus seinen Liebkosungen mit Mareike herausgerissen wurde. Es war ein deutliches Anzeichen dafür, dass sie schnellstens heimfahren sollten.
„Ich will den Knilch auch sehen. Wir gehen morgen zu Mutter zum Essen.“
„Jungs, das könnt ihr nicht machen.“
„Wieso nicht?“, wollte Chris wissen.
„Weil ihr nicht eingeladen seid!“, fügte Conrad hinzu. Chris verzog daraufhin nur das Gesicht und teilte seiner Familie mit, das er trotzdem hin gehen würde.
„Äh. Ich kann nicht mit“, sagte Mareike und Nora schloss sich ihrer an.
„Wieso?“, wollte Charlie wissen und Mareike teilte ihm leise mit, das es ihr Tag war, wo sie sich nicht so wohl fühlte. Sie würde also wieder ihre Tage bekommen! Drei Tage, die für Charlie die reinste Qual waren. Denn seit er Mareike kannte, dachte er unentwegt nur an sie und ihren wunderschönen Körper.
Und Nora konnte nicht mit, da ihre Mutter zu Besuch kommen würde.
„Dann gehen wir eben allein bei Mutter essen. Die wird sich sicherlich freuen“, fügte Chris dem Gespräch mit einem Lächeln zu.
„Und ich erst“, flüsterte Charlie und gab seiner Liebsten einen Kuss.

Conrad holte seine Brüder um elf Uhr am anderen Tag ab. Er hatte zwar tierische Kopfschmerzen und hätte sich am liebsten den ganzen Tag im Bett verkrochen. Aber dann hätte seine Mutter wieder behauptet ihm läge nichts an ihr. Und darauf hatte er keine Lust. Charlie und Chris ging es keinen Hauch besser. Charlie schwankte regelrecht aus seinem Haus, während Mareike ihm nur milde zulächelte. Und Chris hielt sich nur den Kopf als er ins Conrads Auto stieg.
Doch in einem waren sie sich sicher. Sie waren nicht mehr die jungen Wilden, die sich die Hucke zu saufen konnten.
„Wisst ihr wen ich gestern gesehen habe?“
„Unsere Mutter und ihren neuen?“
„Nein!“
„Wen denn dann?“
„Marvin Stiefels!“
„Du scheinst gestern mehr getrunken zu haben, als du vertragen hast … Marvin Stiefels lebt schon seit über zehn Jahren in Neuseeland. Also meines Wissens nach. Was glaubst du soll er hier machen?“
„Chris, ich habe ihn vor der Party gesehen. Er stand genau gegenüber von dem Fotofachgeschäft, wo ich meine Kamera herhabe. Jungs ich weiß, dass er es war. Ich bin doch nicht meschugge!“
Charlie sah seine beiden Brüder verstört an. Er verstand überhaupt nicht, von wem die Rede war. Was ja auch kein Wunder war. Er war ja die letzten Jahre nie richtig zu Hause gewesen. Das hatte sich erst geändert, als er Mareike kennengelernt hat.
„Wen hat er gesehen?“, fragte Charlie und tippte Chris an der Schulter an.
„Kennst du nicht“.
„Na dann“, antwortete er und lehnte sich zurück … in der Hoffnung er müsse sich nicht übergeben.
Wenige Minuten später erreichten sie das Haus ihrer Mutter. In der Einfahrt stand ein fetter BMW. Und so wie er aussah, war er nagelneu.
Die drei Brüder stiegen ganz langsam aus und sahen sich den Wagen an.
„Boa … was für eine geile Karre“, flötete Charlie.
„Jaja. Komm lass uns mal Mamas neuen Lover ansehen“, sagte Charlie und lief voraus, nicht darauf achtend, dass seine Brüder ihm nicht folgten. Die beiden standen wie angewurzelt neben dem Auto und sahen seinen Bruder an.
Chris wollte gerade die Klingel betätigen, als es ihm auffiel.
„Kommt her! Seit ihr verrückt geworden mich alleine zu lassen?“
„Ähm … denkst du … die beiden … Chris ich will mir das nicht vorstellen.“
„Ich auch nicht“, ergänzte Charlie, Conrads Aussage.
„Wie alt seid ihr? Fünf oder über dreißig? Mir gefällt der Gedanke auch nicht, dass unsere Eltern Sex haben könnten. Und es ekelt mich auch ein wenig. Aber das denken sich meine Kinder wohl auch, wenn sie mich und Nora sehen“.
„Bäh“
„Jetzt kommt“, sagte Chris noch und schob die beiden vor sich her.

Mareike saß auf dem Sofa und zappte im Fernseher herum, als das Telefon klingelte. Nur widerwillig stand sie auf und ging an das Telefon.
„Hallo!“
„Mareike … dein Vater hier“.
„Dachte ich mir … hallo Paps. Was ist passiert, das du mich anrufst?“
Mareikes Vater nicht von der Sorte Mann, der gern telefonierte. Und normalerweise rief auch immer ihre Mutter in seinem Auftrag an. Doch heute musste sie entweder nicht zu Hause oder etwas muss passiert sein.
„Also, dass wir eines mal gleich aus dem Weg räumen, es ist nichts passiert. Ich rufe dich an, weil ich morgen ein Treffen mit dem Richter habe. Wir gehen golfen. Und ich dachte du willst vielleicht mit, um mit ihm wegen Edward Baxter zu reden.“
„Ich weiß nicht. Papa auf einem Golfplatz? Kannst du ihn nicht woanders treffen. Du weißt doch ich hasse Golf.“
„Willst du Baxter bei eurer Hochzeit dabei haben, oder nicht?“
„Ja schon. Er ist Charlies Vater … ooohhhh … ok ich komm mit“, sagte Mareike, ratschte noch ein wenig mit ihrer Mutter und legte dann auf.
Ihr passte es überhaupt nicht, dass sie den halben Tag auf einem Golfplatz rumlaufen musste, aber was tat man nicht alles für die Liebe.
Clarissa staunte nicht schlecht, als ihre Jungs vor ihrer Tür standen.
Breit grinsend standen sie, in Reih und Glied und sahen ihre Mutter an.
„Hallo Jungs“.
„Hallo Mutter. Lässt du uns rein oder sollen wir draußen bleiben? – danke“, flötete Chris und marschierte an seiner Mutter vorbei, ohne auch nur auf ihre Antwort zu warten. Charlie und Conrad zuckten mit den Schultern und gingen dann ebenfalls an ihrer Mutter vorbei.
„Ähm … Jungs wartet!“, rief Clarissa noch, doch Chris und seine Brüder standen schon im Wohnzimmer, wo sich Nicolas aufhielt.
„Jungs? Was soll das denn? …Entschuldige bitte Nicolas. Ich weiß nicht, was in meine Kinder gefahren ist“, sagte sie und sah die drei Brüder dabei ernst an.
„Clarissa das macht doch nichts. Es freut mich, dass ich sie kennenlerne“, sagte er und streckte Chris seine Hand hin „Nicolas Schnittchen. Und Sie müssen Christopher sein“.
Chris streckte ihm seine Hand hin und stellte dann seine Brüder vor. Charlie musste sich schon sehr zusammennehmen und brachte nur widerwillig ein anständiges „Hallo“ heraus. Was er allerdings so witzig fand, wusste keiner.
Als jedoch dann Conrad fragte, wo Nicolas ihre Mutter kennenlernte, war es zu viel und Charlie rannte förmlich nach draußen.
„Entschuldigen Sie mich bitte“, sagte Conrad und lief seinem Bruder nach. Jetzt hatte auch er verstanden, warum Charlie lachen musste.
„Stimmt was nicht?“
„Nein, alles ok. Meine Brüder sind nur etwas … doof. Kommen Sie, lassen Sie uns zu Tisch gehen“, sagte Chris und musste sich ebenso ein Lachen verkneifen.
Das Essen verlief recht ruhig. Keiner sprach nur einen Ton. Was Clarissa ja sehr wunderte. Immerhin waren das ihre Kinder und wenn die drei zusammen waren, kam meist nur Blödsinn raus.
Clarissa servierte noch Kaffee, bevor sich ihre Jungs schleunigst aus dem Staub machten.
„Herr … Ähm Nicolas … schön Sie kennengelernt zu haben. Vielleicht sieht man sich mal wieder.“
„Ganz meinerseits. Ihre Mutter und ich werden des Öfteren verkehren. Da wird man sich sicher mal über den Weg laufen“, antwortete er und Charlie begann zu lachen.
„Ja … Machen Sie es gut. Kommt wir gehen“.
Chris lief neben seinen Brüdern her und tadelte sie wie kleine Jungs. Doch als sie im Auto saßen und außer Sichtweite war, fing auch er schallend an zu lachen.
„Denkt ihr, Mutter wusste, wie der Knilch heißt?“
„Spätestens jetzt weiß sie es. Oh mein Gott wie kann man nur Schnittchen heißen. Ich musste die ganze Zeit an diese Teile denken … an diese … kleinen Dinger, wegen denen mich Zombie auch immer auslacht“, antwortete Charlie und lachte laut los.
„Hoffentlich wird das nichts Ernstes. Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass unsere Mutter und dieser Kerl … Chris du musst was tun?“
„Warum ich?“
„Weil du der Älteste bist und seit … ähm, das Familienoberhaupt“.
Chris war nicht davon begeistert. Weder davon, dass seine Mutter einen Freund hatte, noch davon, dass er danach sehen sollte, dass sie ihn wieder loswird. Es war nicht leicht der Älteste zu sein.
Doch er würde es irgendwie schaffen. Das wusste er.
„Also was machen wir noch mit dem angefangenen Tag? Oder wollt ihr nach Hause?“
„Wir könnten was trinken gehen?“
„Oh nein! Mir reicht es noch von gestern. Wir könnten allerdings zu Conrad gehen. Du hast doch immer noch diese Play Station“.
Gesagt – getan! Der Tag war gerettet, wenn auch nur vor einer Play Station!

Als der Abend immer später wurde, musste Conrad handeln und seine Brüder vor die Tür setzen.
„Jungs es tut mir leid, aber ich muss euch leider vor die Tür setzen. Ich habe morgen früh einen Termin und sollte noch etwas schlafen“.
„Oh, ach komm! Noch eine Runde“.
„Charlie! Komm schon … Ich muss echt ins Bett und du kannst mich auch jederzeit besuchen, wenn ich wieder daheim bin“.
Urplötzlich wurde das Spiel unterbrochen und alle Blicke fielen auf Conrad.
„Wieso? Wo gehst du hin?“
„Nach Paris. Ich habe gelesen, dass sie dort eine Auslosung von Bildern machen. Und derjenige, der das beste Foto abgibt, gewinnt. Und zu gewinnen gibt es eine Reise in den … Regenwald. Um genau zu sein … Neuguinea“.
„Was willst du denn da?“, fragte ihn Chris.
„Was ich da will? Ich bin Fotograf. Ich will diese Fotoserie über die Tierarten machen. Das ist ein Traum. Charlie du musst mich doch verstehen?“
„Ähm ... Du liebst deinen Beruf genauso, wie ich meinen geliebt habe.“
„Bereust du es aufgehört zu haben?“
„Nein … denk aber bitte daran, dass ich in drei Wochen heiraten werde. Bitte sei bis dahin wieder da. Ich will, dass du die Bilder machst und sonst keiner“.
„Geht klar!“
Chris stand vom Boden auf. Gefolgt von Charlie. Er sah seinen Bruder an, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wünschte ihm alles Gute. Dann folgte noch das übliche Blabla, wenn einer der Dreien verreiste, bevor Chris und Charlie dann endgültig aufbrachen.
Conrad stand noch eine ganze Weile an seiner Wohnungstür, als seine beiden Brüder gegangen waren, und überlegte. Seine beiden Brüder waren alles, was er noch hatte. Seine Mutter hatte einen Freund und sein Vater saß im Gefängnis. Was solle er noch hier? Conrad schloss die Tür und machte sich Bettfertig.
Paris erwartete ihn!
Die Air France Maschine landete pünktlich am nächsten Morgen in Paris. Conrad hatte in der letzten Nacht nicht viel geschlafen. Die Aufregung brachte ihn fast um. Zum Glück dauerte der Flug jedoch so lange, dass Conrad die Stunden nachholen konnte, die er nicht geschlafen hatte.
Vor dem Flughafen stieg er in ein Taxi und ließ sich zu seinem Hotel bringen, das er online vor zwei Wochen reserviert hatte.
„Merci“, sagte er zu dem Fahrer, als er angekommen war, und bezahlte sein Taxi. Conrad steuerte den Ausgang des Hotels an und direkt den Empfang. Ohne auch nur nach links oder rechts zu schauen.
„Guten Tag. Mein Name ist Conrad Baxter. Ich habe ein Zimmer für zwei Übernachtungen bei Ihnen gebucht.“
„Oh ja, Herr Baxter. Wir haben Sie bereits erwartet. Wir hoffen Sie hatten einen angenehmen Flug. Hier ist ihr Zimmerschlüssel. Der Page wird Sie nach oben begleiten. Einen schönen Aufenthalt wünsche ich Ihnen“.
„Danke schön. Sehr freundlich“.
Charlie folgte dem jungen Mann in sein Zimmer und war recht angetan von dem Zimmer. Es war groß, hell und sehr geschmackvoll eingerichtet. Die Möbel waren aus hellem Buchenholz. Die Sessel waren aus gelben Stoff und die Vorhänge waren blau.
Das aber war Conrad im Moment völlig egal. Er gab dem Pagen etwas Trinkgeld und schloss dann die Tür hinter ihm, bevor er seine Schuhe auszog und sich auf das große Doppelbett legte. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er auch schon eingeschlafen war.
„Bist du sicher, dass es Conrad war, den du gestern gesehen hast?“
„Ja ich bin mir sicher! Adelina, er stand genau gegenüber vor dem Fotoladen, und ich bin mir sicher er hat mich auch erkannt“.
Marvin lief nervös in dem Hotelzimmer, das er seit ein paar Tagen bewohnte, auf und ab. Er wusste nicht genau, was er nun tun sollte, aber es war ihm ziemlich unangenehm zu wissen, dass die Vergangenheit ihn eingeholt hatte.
Marvin hatte damals den Kontakt zu Conrad abgebrochen, nachdem Adelina und er sich getrennt hatten. Marvin hatte zwar gesagt, es sei wegen seiner neuen Freundin Nicole, die er absolut nicht ausstehen konnte. Er sagte auch, dass er in eine andere Stadt gehen würde, um dort zu studieren. Er hatte sogar angegeben das Land zu verlassen. Doch den wahren Grund kannten nur Marvin und Adelina.
„Ich werde einfach nicht damit fertig. Adelina bist du dir sicher, dass du bei dieser Fotosache mitmachen willst? Es lief die letzten zehn Jahre doch so super. Und denk doch mal an Colin. Willst du ihm nun wirklich das antun, vor dem wir jahrelang davon gelaufen sind?“
„Marvin, er hat ein Recht darauf es zu erfahren. Colin ist nun zehn Jahre alt. Er wird ihm immer ähnlicher. Colin ist so ein intelligenter Junge. Er fragt doch auch schon nach seinem Vater. Was ist, wenn ich bei meinen Eltern bin und rein zufällig Conrad über den Weg laufe? Was ist, wenn er ihn sieht? Ich kann das nicht. Ich muss es beiden sagen, aber zuerst muss ich Conrad sprechen“.
„Adelina ich halte es noch immer für keine gute Idee.“
„Ich danke dir wirklich Marvin. Du hast mich damals vor der Schande bewahrt, ein uneheliches Kind zu bekommen. Aber …“
„..ich weiß. Wir haben uns nicht geliebt.“
„Du weißt, dass es nicht daran liegt. Colin sieht dir nun mal nicht ähnlich. Ich kann keinem erzählen, dass er dein Sohn ist … wenn man den Unterschied extrem sieht.“
„Was schlägst du vor?“
„Wir fliegen ebenso nach Paris“, antwortete Adelina ihm und Marvin nickte.
„Ich hoffe nur, das es das richtige ist was ich mache. Aber ich tue es für unseren Sohn“.

Adelina und Marvin erreichten Paris um die Mittagszeit. In der Stadt war schon jede Menge los, anlässlich des Wettbewerbes, der in einer Fotogalerie in der Nähe des Eiffelturms stattfinden sollte.
Im Gepäck hatten sie ihre Bilder und Kameras … Und das Wissen, dass auch Conrad Baxter hier sein würde. Adelina war die Aufregung förmlich anzusehen, als sie das Gebäude betraten. In ihrem Inneren machte sich eine Unruhe breit. Wie würde Conrad darauf reagieren, sie nach zehn langen Jahren plötzlich wieder zusehen? Wie in Trance und völlig weggetreten lief sie hinter Marvin her. Immer wieder blickte sie sich um, ob sie ihn vielleicht sehen würde, doch nichts. Conrad schien noch nicht da zu sein!
„Bist du sicher, dass er kommen wird?“, fragte Adelina schließlich.
„Conrad ist Fotograf. Er wäre blöd, wenn er sich diese Chance verspielen würde. Eine Fotoserie über Tiere zu machen, war schon immer sein Traum. Er wird kommen, du wirst sehen.“
Adelina hoffte es. Und doch hatte sie die Hosen gestrichen voll.
Doch es war an der Zeit. Conrad hatte ein Recht darauf zu erfahren, warum sie vor Jahren geflohen ist.

Conrad schnappte sich seine Bildermappe und stolzierte direkt auf den Platz der Jury Mitglieder zu. Er hatte fast zwölf Stunden geschlafen und war voll in Form. Das Bild, das er vorstellen wollte, stellte seine Familie in den verschiedensten Lebenslagen dar. Alles waren Schnappschüsse, von denen die Mitglieder nichts mitbekommen hatten, bis er ihnen das fertige Porträt vorgeführt hatte. Anfänglich musste er mit dem Meckern und Motzen seiner Brüder klarkommen, doch das war schnell vergessen. Allerdings hatte Conrad ihnen verschwiegen, dass er das Bild mit nach Paris nehmen würde.
Conrad gab sein Bild ab und nahm die Nummer entgegen, die ihm einer der Juroren in die Hand drückte. 1709? Was für eine blöde Zahl dachte sich Conrad und steckte den Zettel in den Bund seiner Mappe.
„Merci“, bedankte er sich und lief weiter. Doch als Conrad den Ausgang erreicht hatte, traf es ihn wie einen Schlag. Vor ihm stand Marvin Stiefels und lächelte ihn an. Marvin sah noch genauso gut aus wie damals, als sie zusammen auf der Schule und anschließend auf der Fotoakademie waren. Er war zwar in die Jahre gekommen, aber wer war, das nicht. Sie waren beide Mitte dreißig und hatten viel erreicht in ihren Leben.
Marvin war noch immer blond. Doch sein Haar war mittlerweile etwas Lichter geworden und nicht mehr so füllig wie vor zehn Jahren.
„Conrad Baxter! Du hast dich nicht verändert“.
„Marvin? Was … wie? Wie geht es dir?“
„Gut! Lange nicht gesehen. Du hast dich also auch für den Wettbewerb eingetragen?“
„Ja das habe ich. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Aber lassen wir das. Es ist ein Thema, das ich aus meinem Kopf gestrichen habe. Was führt dich hierher?“
Marvin sah sich suchend um, doch von Adelina war weit und breit nichts zu sehen.
„Ich …“, setzte er an, doch da erklang hinter Conrad auch schon eine weiche weibliche Stimme.
„Hallo Conrad“.
Er wirbelte rum und sah in die wohl schönsten blauen Augen, die er je gesehen und die er nie vergessen hatte. Adelina stand vor ihm und sah ihn verwirrt an. Ihre Haare trug sie offen und ihr Gesicht war leicht geschminkt. Ihre Füße steckten in High Heels, wodurch sie größer wirkte.
„Lange nicht gesehen!“, sagte sie und sah Conrad lange an. Ihr Blick wanderte von oben bis nach unten. Er hatte sich sehr verändert. Seine Haut war dunkler, er war älter und muskulöser als damals, aber noch genauso sexy, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
„Wie geht es dir?“, fragte sie ihn, als er sie immer noch anstarrte. Conrad drehte sich zu Marvin um, der ihn anlächelte, bevor sein Blick wieder zu Adelina ging. Er musste träumen. Es konnte nicht die Realität sein, dass plötzlich zwei Menschen die er in seiner Vergangenheit mehr mochte als alles andere, wieder da waren.
„Conrad? Alles Ok?“
„Was … was tut ihr hier?“
„Das Gleiche wie du. Wir nehmen an dem Wettbewerb teil. Conrad du bist ganz blass. Ist wirklich alles ok?“
„Ich muss an die frische Luft“, antwortete er und stürmte nach draußen. Conrad kam es so vor, als säße jemand auf seinem Brustkorb. Er drohte zu ersticken. Immer wieder holte er so tief Luft, wie es nur ging, doch es brachte nichts. Plötzlich fühlte sich Conrad wieder zehn Jahre nach hinten versetzt. Er war wieder Mitte zwanzig und tierisch in seine Nachbarin Adelina von Lettenburg verliebt.

Adelina brach, nachdem Conrad den Saal fluchtartig verlassen hatte, in Tränen aus.
Marvin war sofort zur Stelle und nahm sie tröstend in den Arm.
„Hey … Komm! Nicht heulen!“
„Vielleicht war es doch keine so tolle Idee, hierher zu kommen.“
„Hör auf. Du hast ja nicht wissen können, dass er so reagiert. Oder vielleicht doch? … Er beruhigt sich auch wieder. Es war der Schock. Adelina er hat uns seit zehn Jahren nicht gesehen.“
„Aber das er gleich davon rennt … Marvin, was soll ich denn jetzt tun?“
„Wir warten erst mal ab. Und nun gehst du dich frisch machen. Ich sehe in der Zwischenzeit mal nach Conrad.“

Conrad stand an einen Baum gelehnt und starrte in die Luft. Er konnte es immer noch nicht fassen. Adelina war wieder da. Jahre lang hatte er sich immer wieder gefragt, was er falsch gemacht hatte, dass sie ihn verlassen hatte. Viele Jahre war er von einer Affäre in die nächste gestürzt, doch Adelina vergessen konnte er nie. Sie war seine einzige große Liebe gewesen. Irgendwann war sie dann komplett aus seinem Kopf und seinem Herzen verschwunden. Und nun? Die alten Wunden blutenden wieder!



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